Teil 5 (letzter Teil)Liebe Freunde von der Modellbaugilde,
Zum Abschluß möchte ich Euch meine Umbau-Arbeiten am Sockel des Dioramas vorstellen. Ich habe auf diversen Ausstellungen zum Teil sehr schlichte, aber auch sehr originelle und ideenreiche Sockel-Darstellungen gesehen. Beispielsweise ein Diorama zum 2. Weltkrieg, dass der Modellbauer getreu nach mehreren Vorbild-Fotos nachbaute und genau diese Fotos mit einer besonderen Lösung auf den Sockel seines Dioramas aufgeätzt hatte (
Beispiel 1,
Beispiel 2). In vielen Fällen gestalten Modellbauer ihre Sockel auf ihre ganz eigene Weise einheitlich, so dass sich ein gewisser Wiedererkennungseffekt einstellt
Für meine Römer-Dioramen hab ich ebenfalls einen eigenen Weg gewählt, zwar relativ aufwändig und ich frage mich gelegentlich, ob ich das auf Dauer so durchhalte. Die Römer haben bedeutende Ereignisse auf großen Gemälden, Mosaiken oder Reliefs dargestellt. Dabei gefielen mir die Abbildungen auf den sog. Schlachtsarkophagen am besten. Hier die beiden interessantesten Beispiele - der "
Portonaccio Sarkophag" und der "
Große Ludovisische Schlachtsarkophag":
Der Sarkophag von Portonaccio, Quelle:
https://de.qaz.wiki/wiki/Portonaccio_sarcophagusDer Große Ludovisische Schlachtsarkophag, Quelle:
https://www.wikiwand.com/de/Kaiserzeitliche_SarkophageDa ich in den vergangenen Jahren jede Menge 1:72-er Bausätze zu den alten Griechen und Römern angehäuft hatte und ich irgendwie noch nicht die richtige Lust hatte, sie zu kleinen Dioramen zu verbauen, kam mir die Idee, sie in ähnlicher Weise wie auf den oben abgebildeten Reliefs für meine Dioramen-Sockel zu verarbeiten.
Nach Anbringung der Reliefplatten an 3 Seiten des Dioramas (die Rückseite ist für andere Zwecke frei geblieben) mußten die 4 Ecken des Diorama-Sockels noch irgendwie ausgekleidet werden:
Da half wieder das Vorbild des oben abgebildeten Portonaccio-Sarkophags. Dort sieht man an den Kanten des Deckels links und rechts die Köpfe bärtiger Männer, die wahrscheinlich (analog zum abgebildeten Schlachtgeschehen darunter) barbarische Germanen darstellen sollten. Bei meinem Diorama werden die Ecken durch römische Gottheiten und die Hauptgegnerin der Römer, Königin
Boudicca von den Icenern, gefüllt.
Ich habe sämtliche Reliefplatten und die 4 Eckbüsten im gleichen dunkelbraun des Sockels gehalten, lediglich Metallteile der Büsten wurden schwach eisen- oder bronzefarben bemalt. Ich hatte auch kurz mit dem Gedanken gespielt, den gesamten Sockel samt Reliefplatten in steingrau oder marmoriert zu bemalen. Dies hätte den originalen Reliefs Rechnung getragen, aber am Ende gefiel mir altem Traditionalisten ein Dioramensockel in Holzoptik dann doch besser.
Linke vordere EckeVorne links als erstes, passend zum dargestellten Schlachtgeschehen, der römische Kriegsgott
Mars in seiner Funktion als Rächer, "
MARS VLTOR", was gut zur Historie der Schlacht an der Watling Street passt, da die Römer dort nicht nur um ihr eigenes Überleben und den Fortbestand der Provinz
Britannia kämpften, sondern weil das Motiv Rache für das Niederbrennen dreier römischer Städte (
Camulodunum/Colchester,
Londinium/London,
Verulamium/St. Albans) und die Tötung von ca. 70.000 römischen Siedlern gewiss auch eine Rolle gespielt haben dürfte:
Nachfolgend eine Büste des Mars, die mir u. a. als Vorlage diente, in der Mitte das Gesicht nach Beginn der Modellierung. Zur Hinterfütterung habe ich gepreßtes Aluminiumpapier verwendet, um Milliput zu sparen. Rechts der fertig modellierte, noch unbemalte Mars mit einem seiner Attribute, der Lanze:
Quelle für das Foto:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bust_of_Mars_Ultor_(the_Avenger),_2nd_century_AD,_part_of_a_relief_sculpture_and_based_on_similar_representations_from_Temple_of_Mars_Ultor_in_the_Forum_of_Augustus,_Palazzo_Altemps,_Rome_(31992507253).jpgLinke VorderseiteVerwendet wurden 5 figuren von Esci Nr. 225 "Barbarian Warriors", 4x Esci Nr. 224 "Roman Legion", 1x Airfix Nr. 01730 "Roman Legion" und 1 Figur von Revell Nr. 02552 "Praetorians":
Rechte VorderseiteHier kamen 3 Figuren von Esci Nr. 225 "Barbarian Warriors", 5x Esci Nr. 224 "Roman Legion", 2 Pferde von Airfix Nr. 01730 "Roman Legion" und als General 1 Figur von Revell Nr. 02552 "Praetorians" zum Einsatz: diese Reliefplatte soll links
Boudicca auf ihrem Streitwagen und rechts den Feldherrn
Gaius Suetonius Paullinus mit Stabsoffizieren darstellen:
Schnibbeln und Probieren, auf Doppelklebeband als Grundlage:
Rechte vordere EckeAn dieser Stelle begegnen wir
Jupiter, dem obersten Gott der Römer, der auch bei den Militärgottheiten an erster Stelle vor
Mars und
Victoria stand. Als Attribute habe ich ihm Lorbeerkranz und Blitz (eigentlich Blitzbündel) beigegeben:
Rechte SchmalseiteHier sehen wir den römischen Feldherrn
Gaius Suetonius Paulinus bei seiner laut den römischen Historikern gehaltenen Ansprache an seine Truppen vor der Schlacht:
Verwendet wurden 10 Figuren der Fa. Strelets, Nr. M049 "Praetorian Cohort", der
Centurio stammt aus dem Set von HaT Nr. 8051 "Roman Command" und der General ist eine Zinnfigur der Fa. Art Miniaturen Jörg Schmäling, "Römischer Decurio zu Pferd":
Rechte, hintere EckeHier habe ich die römische Göttin der Weisheit,
"Minerva" platziert. Minerva ist die römische Entsprechung der griechischen Göttin
"Athene", weshalb ich ihr auch deren Attribute, einen korinthischen Helm mit einer Eule auf jeder Wangenklappe beigegeben habe.
Athene/Minerva wird als Statue meist gerüstet mit Helm, einem Schuppenpanzer, Speer und Rundschild dargestellt; ich habe ihr daher als zusätzliche Merkmale einen Speer und einen Schuppenpanzer (nur ansatzweise erkennbar) beigefügt. Da
Athene/Minerva nicht nur Göttin der Weisheit, sondern auch der strategischen Kriegsführung war, passte sie sehr gut zu meinem Diorama.
Linke SchmalseiteDie linke Schmalseite gehört den aufständischen Britanniern. Auch für
Boudicca ist eine Ansprache an ihre versammelten Gefolgsleute überliefert, in der sie besonders auf die geringe Zahl der ihnen gegenüber stehenden Römer und auf ihre bisherigen Siege (allerdings über kleinere Kontingente, die sich ihnen entgegen geworfen hatten) hinweist. Ich habe sie daher auf einem Streitwagen stehend mit erhobenem Schwert ihre Krieger anfeuernd zusammen gebaut. Die Figur mittig rechts vom Wagen mit ausgestreckten Armen ist ein keltischer
Druide; einer oder mehrere dürften mit Sicherheit zu ihrem engeren Beraterkreis gehört haben. Im übrigen finden sich unter den Figuren auch einige der auf dem Diorama selbst gezeigten Elemente wieder - der Mann ganz links bläst auf dem
Carnyx, auch der
Waterloo-Helm, eine Eber-Standarte und der
Battersea-Schild sind erkennbar:
Verwendet wurden 4 Figuren von Esci Nr. 225 "Barbarian Warriors", 5x HaT Nr. 8138 "Gallic Command", 2 Pferde aus Airfix Nr. 01730 "Roman Legion" und 4 Figuren von Caesar Nr. H040 "Ancient Germans", der Streitwagen wurde vollständig in Scratch-Bauweise erstellt:
Linke hintere EckeDie letzte Büste auf der hinteren, linken Ecke soll die Anführerin des nach ihr benannten Aufstands, die Königin des keltisch-britannischen Stammes der
Icener,
Boudicca, darstellen. Über das
Aussehen Boudicca's sind nur wenige Stereotype bekannt. Wenn man bei "Google Bilder" den Suchbegriff "Boudicca" eingibt, findet man eine Unzahl moderner Rekonstruktionen (Gemälde, Zinnfiguren, Zeichnungen, Filmfiguren, das Londoner Denkmal an der Themse), die meist eine attraktive, lang- und rothaarige junge Frau, um die 30 Jahre alt, abbilden. Also hab ich im Rahmen der künstlerischen Freiheit versucht, genau diesen Typ zu rekonstruieren, da es von ihr offenbar keine antiken Skulpturen gibt, wie z. B. von den drei römischen Gottheiten, die ich für meine anderen Eck-Büsten als Vorlage heranziehen konnte.
Als Attribute gab ich ihr ein königliches Diadem, einen schweren, keltischen, goldenen Halsring (
"Torques"), ein Schwert (von dem links allerdings nur die Schwertspitze sichtbar ist) und einen in Anlehnung an den
Battersea-Schild gestalteten Schild, von dem aus gestalterischen Gründen nur die obere linke Ecke zu sehen ist:
Das Gesicht entstand aus zusammen gepreßter Aluminiumfolie, mit Milliput bedeckt und übermodelliert. Aluminiumfolie läßt sich gut vor-modellieren und behält auch seine Form:
Die fertig modellierte, noch unbemalte Büste der
Boudicca. Für den goldenen Halsring (
Torques) verwendete ich verdrillten Kupferdraht, für die
Torques-Enden bot sich seine Ummantelung an, in diesem Fall Erdungskabel.
Ende des GaleriebeitragsLG - Uwe