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BeitragVerfasst: 27. Jul 2013, 15:20 
Hiho

Auch an etwas maritimen habe ich mich mal probiert, bisher ist es aber das einzige Wasserfahrzeug in meiner kleinen Sammlung.

Zuerst kurz zum Kit. Es ist der uralt Revell Kit aus den 60ern, ein wahrer Evergreen. Für PT-109 ist der Kit aber durchaus geeignet, bei anderen Booten sieht das wegen der Bewaffnung etc schon wieder anders aus. Gebaut habe ich fast ganz OOB bis auf ein paar Kleinigleiten und den "Seilen"/Antennen aus Nähgarn, gezogenem Gussast und Kupferdraht.

Electric Launch Company (Elco) PT-103 class "PT-109", Rendova (Pazifik), Juni 1943
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Der Bau von PT-109 begann am 4. März 1942 in Bayonne NJ bei der Electric Launch Company (Elco). Es war das siebte Boot in der "80ft PT-103 class". Offiziell wurden die Boote aber unter Motor Torpedo Boat (MTB) geführt. Am 20. Juni 1942 zu Wasser gelassen wurde es einen Monat später der Navy übergeben und im Brooklyn Navy Yard ausgerüstet. Die Elco Boote bestanden zum grössten Teil aus Mahagoni Holz (gespickt mit zehntausenden Nägeln und Schrauben) und erreichten eine Geschwindigkeit bis zu 41 knots (ca 77km/h). Angetrieben von drei 1500PS Packard 12 Zylinder Motoren, war der mittlere Propeller direkt mit dem Motor verbunden, während die beiden äusseren Motoren um 180° gedreht eingebaut wurden. Das Boot verfügte insgesamt über drei Gänge. Die Abgasrohrenden am Heck des Bootes lagen unter der Wasseroberfläche, nicht nur um die enorme Geräuschentwicklung der Motoren zu reduzieren und dadurch später entdeckt zu werden, auch, um eventuell anfliegende Flugzeuge hören zu können. Insgesamt war das Boot ca 24 Meter lang, die Konstruktion ist sehr von britischen MTB beeinflusst und natürlich von den schnellen Rennbooten der 20er und 30er jahre.

Die PT Boote sollten schnell und in Schwärmen ihre Hauptbewaffnung, die Torpedos, zum Einsdatz bringen. Zu der Zeit waren sie etwas "Neues" für die Navy. Später erhielten sie auch andere Verwendungen als reine Torpedoboote zu sein. Bemerkenswert auch, dass diese Boote innerhalb der Navy die stärkste Bewaffnung "pro Tonne" Boot hatten. Klein aber relativ stark bewaffnet, wenn auch nicht grosskalibrig (richtiger "Bumms" kam erst mit der 40mm Bofors) . Das Motto war: "They were expandable"

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Normalerweise hatten die Elco PT Boote eine Crew wzischen 12-14 Mann, wobei zwei Offiziere waren.

Die Hauptbewaffnung von PT-109 waren vier 21inch Torpedorohre welche in sich vier Mark-VIII Torpedos trugen. Eine 20mm Oerlikon war auf dem Heck montiert. Zudem kamen, an einer Fahrzeugseite jeweils, ein Zwillings 50cal.

Im September 1942 begann das Boot seinen Dienst in Panama, bevor es zwei Monate später bereits auf die Salmon Islands verschifft wurde. Ab dem 26. März 1943 war J. F. Kennedy Kommandant von PT-109. Im Juni 1943 wurde die Basis der Boote bei Rendova angegriffen. Um den Zeitraum herum wollte ich das Boot ansiedeln.

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Einen Tag vor ihrer Versenkung in der Nacht zum 02. August 1943 wurde das Rettungsboot auf dem Bug durch eine 37mm US-Pak ersetzt.

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Um die Ereignisse zu verstehen, die in der Nacht vom 01. zum 02. August 1943 zur Versenkung von PT-109 führten, sollte man wissen, daß es sich um eine tiefschwarze mondlose Nacht handelte. Selbst für erfahrene Seeleute ist das Manövrieren unter diesen Bedingungen sehr schwierig.

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Dies mag eine Erklärung dafür sein, warum die Mannschaft um Kennedy den schwerfälligen Zerstörer „Amarigi“ so spät bemerkte, daß ein Ausweichmanöver nicht mehr möglich war. Ob dies vom Zerstörer vorsätzlich geschah, blieb ungeklärt. Die Crew hatte zusammen mit 14 anderen Schnellbooten die Aufgabe, vier japanische Zerstörer abzufangen. Austragungsort dieser Aktion war die Blackett Strait, südlich von Kolombangara bei den Salomonen Inseln. Der offizielle Chronist der PT-Einsätze bezeichnete sie als „die vielleicht wirrste und ineffektivste Aktion, an der die PT’s je beteiligt wurden“. Tatsache ist, daß in dieser Nacht kein einziges japanisches Schiff auch nur beschädigt wurde.

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Gegen 2:30 Uhr tauchte eine verschwommene Form in weniger als 300 Metern Entfernung an der Steuerbordseite von PT-109 auf. Kennedy selbst glaubte zunächst an eines der anderen Schnellboote. Als sich dies als Irrtum herausstellte, war es für Gegenmaßnahmen bereits zu spät. Der Zerstörer rammte die 25-Meter lange PT-109 und durchschnitt sie in zwei Teile. Bei der anschließenden Explosion kamen zwei der dreizehn Crewmitglieder ums Leben. Der Rest der Besatzung hatte sich ins Wasser gerettet und trieb nun teilweise schwer verletzt zwischen brennenden Wrackteilen umher. Als das Feuer langsam erlosch versammelten sich die Kameraden nach und nach an dem noch nicht versunkenen Schiffsrumpf. Darunter auch der erheblich verletze Maschinist Patrick McMahon, der von Kennedy über Wasser gehalten wurde. Obwohl die Explosion von PT-109 von anderen PT-Booten wahrgenommen worden war, wurde keinerlei Rettungsaktion eingeleitet. Zum einen hielt man ein Überleben auch nur einzelner Besatzungsmitglieder für extrem unwahrscheinlich. Zum anderen war man für einen offenen Konflikt mit den überall lauernden japanischen Zerstörern nicht ausgerüstet.

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Diese Präsenz japanischer Kriegsschiffe war auch einer der Gründe, warum Kennedy entschied, nicht durch Leuchtraketen auf sich aufmerksam zu machen. Vielmehr mussten sie zum Tagesanbruch das Wrack verlassen, um einer Entdeckung zu entgehen. Daher beschloss man, sich zu einer Insel zu retten, welche jedoch über fünf Kilometer entfernt war. Kennedy war durch sein Training im Schwimmteam von Harvard relativ unerschrocken was die Entfernung zur Insel anging. Auch der größte Teil der übrigen Mannschaft bestand aus guten Schwimmern. Zwei der Kameraden jedoch konnten gar nicht schwimmen und mussten durch die übrigen auf einer Planke haltend gezogen werden. Das Hauptproblem war jedoch der Transport des schwimmuntauglichen Maschinisten. Kennedy befestigte an ihm eine Schnur seiner Rettungsweste, band ihn sich auf den Rücken und hielt das Ende der Schnur zwischen seinen Zähnen eingeklemmt. Ein erheblicher Kraftaufwand, welcher sein Rückenleiden noch extrem verschlimmerte.

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Nach etwa vier Stunden erreichten Kennedy und McMahon als erste Kasolo-Island. Nun war es der insbesondere durch Verbrennungen gezeichnete MacMahon, der seinen völlig erschöpften Kameraden zu einer Böschung am Strand schleppte. Einige Zeit später erreichte auch der Rest der Truppe die Insel. Doch auch hier konnten sie nicht bleiben. Bei Tage sahen sie einen japanischen Lastkahn und es wurde ihnen klar, daß hier auf eine Rettung durch amerikanische Schiffe nicht zu hoffen war. Also bewaffnete sich Kennedy mit einer Taschenlampe und einer Pistole und schwamm alleine wieder hinaus in Richtung Ferguson-Passage in der Hoffnung, amerikanische PT-Boote auf sich aufmerksam machen zu können. Dieser Versuch sollte ihn fast sein Leben kosten, denn schon bald geriet er in eine gefährliche Strömung, welche ihn weit abtrieb. Dabei verlor er sowohl sein Bewusstsein als auch seine Taschenlampe. Schließlich wurde er gegen ein Riff getrieben und konnte sich gegen Mittag des nächsten Tages wieder zu seinen Kameraden auf die Insel retten.

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In den nächsten fünf Tagen unternahmen die Männer um Kennedy mehrere verzweifelte Versuche, ihre Lage irgendwie zu verbessern. Dabei schwammen sie zu zwei weiteren Inseln, um sich näher an die Hauptfahrrinne zu bringen und auf eine Gelegenheit zu hoffen, auf sich aufmerksam machen zu können. Doch auch in dieser Zeit waren keine amerikanischen Boote auszumachen. Ein anderes Problem bestand in dem Mangel an Nahrung und Süßwasser. Die Nahrung bestand hauptsächlich aus Kokosnüssen, welche einige Besatzungsmitglieder jedoch nur schlecht vertrugen. Süßwasser konnte gar nicht gefunden werden und japanische Präsenz hielt die Männer von ausgedehnten Erkundungstouren auf Olasana-Island ab, wo sie sich gerade befanden. Kennedy und sein Kamerad George Ross schwammen nun weiter nach Naru-Island. Dort stießen sie an einem Riff auf ein kleines japanisches Wrack, in dem sie eine Kiste mit Süßigkeiten und sogar zwei Getränke fanden. Ganz in der Nähe befand sich sogar ein Einmann-Kanu. Am Strand begegneten sie zwei Eingeborenen am Fundort des Wracks. Diese flüchteten erschrocken in einem Kanu. Unsicher über die Folgen dieser Begegnung entschloss man sich, in der Nacht mit dem gefundenen Kanu als Hilfsmittel in Richtung Ferguson-Passage zu schwimmen. Erfolglos kehrten sie jedoch wieder zur Insel zurück. Schließlich belud er das Kanu mit den Süßigkeiten und kehrte allein zum Rest seiner Besatzung zurück. Ross blieb unterdessen auf Naru-Island und wartete auf die Rückkehr Kennedys.

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Dieser stellte bei seiner Mannschaft fest, daß die besagten Eingeborenen inzwischen auf die Männer gestoßen waren. Dabei handelte es sich um die Kundschafter Biuku Gasa und Eroni Kumana, die hinter den feindlichen Linien spionierten und den Verbündeten Bericht erstatteten. Sie waren von dem Australier Lt. Arthur Evans, der von seinem Posten auf der Insel Kolombangara aus das Wrack von PT-109 beobachtet hatte, ausgesendet worden, um nach den Männern Ausschau zu halten. Kennedy ritzte eine kurze Miteilung in die Schale einer Kokosnuss und gab sie den beiden mit. Noch nicht ganz an die Rettung glaubend paddelte Kennedy zu seinem alleingelassenen Kameraden Ross zurück um diesen zu holen. Auf der Rückfahrt wurde das Boot jedoch überflutet und kenterte. Die Männer mussten sich zunächst wieder auf die Insel retten. Dort wurden sie von acht Inselbewohnern aufgefunden, die Lt. Evans informierten. Schließlich konnten die überlebenden Besatzungsmitglieder von PT-109 in den frühen Morgenstunden des 8. August durch zwei amerikanische Torpedoboote gerettet werden.

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Die Kokosnuss mit der Botaschaft "NAURO ISL COMMANDER . . . NATIVE KNOWS POS'IT . . . HE CAN PILOT . . . 11 ALIVE NEED SMALL BOAT . . . KENNEDY" befand sich selbst im Weissen Haus noch auf Kennedys Schreibtisch im Oval Office. Entschuldigt den vielen Text, aber ich dachte die Story ist vielleicht ganz interessant, vor allem für diejenigen, die sie noch nicht kennen.

bis denne dann


Zuletzt geändert von Kolbenrückholer am 28. Jul 2013, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: 27. Jul 2013, 16:42 
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Hallo Mario,

Das Modell und auch die Geschichte rund um JFK wecken Erinnerungen an meine Jugendsünden.
Meine PT-109 wurde allerding nicht durch einen Zerstörer versenkt sondern durch
4,5mm Diabolos im heimischen Fischteich. :blush-pfeif2

Auf jeden Fall sehe ich PT Boote immer wieder gern.
Danke fürs zeigen.

Nur der Korrektheit halber,gehe ich mal kurz in den Klugscheiß-Modus: :wink2

Zitat:
Einen Tag vor ihrer Versenkung in der Nacht zum 02. August 1943 wurde das Rettungsboot auf dem Bug durch eine 2pdr Pak ersetzt.


Es war eine 3,7cm Pak aus US-Produktion,der man die Räder abgeschraubt hatte.
Eine 2pdr. Pak (Kaliber 4cm) ist ein "ganz anderes Auto" und noch dazu "very british"indeed.


Gruß Jörg


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BeitragVerfasst: 28. Jul 2013, 14:16 
Hiho

Oja, so hatte ich früher auch eine Menge Fun.

Danke für die Info, nach kurzem googlen steht auch überall 37mm. Weiss auch nicht, was mich da geritten hat :mrgreen:

Danke für die Zusatzinfos, sowas kann ich immer gebrauchen. Ich änder das noch kurz.

bis denne dann


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