3. Update Hilfstruppen-Kavallerie - Signifer und Liticen
- entsprechendes Vorbild im Gemälde von McBride
- ursprüngliche Figur vor der Bemalung oder dem Umbau, Hersteller
- als Vorbild verwendete originale Ausrüstungsteile
- fertige Figur im Diorama
In diesem Teil werde ich den
Signifer (Feldzeichenträger) und den
Liticen (Signalbläser) vorstellen. Auf dem Gemälde von Angus McBride sehen wir die Figuren, die mir als Vorbild dienten, schemenhaft im Hintergrund. Den Feldzeichenträger kann man dabei noch recht gut erkennen, ein Signalbläser ist aber eigentlich nicht sichtbar. Auf dem Bild ist lediglich noch der Kopf eines weiteren Pferdes sowie ein Teil vom Helm seines Reiters sichtbar:
Quelle - editierter Ausschnitt aus dem Vorbild-Gemälde:
https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpgAn dieser Stelle hielt ich es für reizvoll, hier noch einen Militärmusiker für die Kavallerie einzubauen, schließlich hatte ich von der Vorlage her ja alle Freiheiten, da von diesem Reiter ausser der Helmspitze keine Details zu erkennen sind. In der Gesamtkomposition für das Diorama machte es auf jeden Fall Sinn. Links im Hintergrund reitet die
Turma (Schwadron) an, vorneweg, wie es sich gehört, der
Decurio, daneben ein einfacher Reiter und direkt dahinter der berittene Feldzeichenträger mit dem
Signum der
Turma, der
Signifer. Den Befehl zur Verfolgung der zurück geschlagenen Kelten gibt der Feldherr,
Gaius Suetonius Paulinus, vom hinteren rechten Rand des Dioramas. Der
Liticen hat diesen Befehl aufgenommen und gibt ihn als akustisches Signal an den
Decurio und die
Turma weiter. Wobei - nicht zu vergessen - diese Schwadron hier nur repräsentativ für ein ganzes Reiterregiment (
Ala) steht; siehe meine Erläuterungen zum Aufbau einer
Ala im 2. Update.
Der SigniferFür die Figur des Reiters kamen wieder die gleichen Materialien und Scratch-Techniken zum Einsatz wie für den Bau des
Decurios (siehe oben Teil 2 Vorstellung der Einzelfiguren). Allerdings bekam der
Signifer ein Kettenhemd. Um die unruhige Struktur dieser Panzerung anzudeuten, habe ich den Kettenpanzer nicht mit Milliput skulptiert; man hätte darin zwar mit einem entsprechenden Tool einzelne Ringstrukturen produzieren können, das war mir damals aber zu aufwändig. Ich modellierte den Kettenpanzer mit
grobem Holzspachtel, um so schon eine etwas unruhige Oberfläche zu erzeugen.
Die einzelnen Kettenglieder habe ich dann später andeutungsweise als kurze helle Striche aufgemalt, eine Technik, die - so deute ich es - auch Angus McBride teilweise bei seinen Gemälden verwendet hat. Fällt hier im Gemenge nicht so auf.
Das Pferd stammt aus dem Kit von "Italeri" Nr. 6437 ("German Horse drawn Convoy") - ich hatte mal auf der Intermodellbau in Dortmund alle 4 Pferde dieses Sets günstig für mich auf Vorrat erstanden. Seine Haltung als schwer arbeitendes Zugpferd paßte ganz gut, weil es am hinteren Ende meines Dios eine kleine Steigung zu erklimmen hat. Alte Geschirrteile mußten natürlich entfernt und römisches Riemenzeug neu aufgebaut werden.
Als Vorlage für den Helm des berittenen
Signifers (Feldzeichenträger, von
Signum = Feldzeichen) wählte ich die Hinterhauptkalotte eines Maskenhelms, der im Lager
Trimontium (Newstead, England) ohne die zugehörige Gesichtsmaske gefunden wurde, letztere läßt sich aber nach ähnlichen Funden gut rekonstruieren. Den Helm habe ich komplett aus Milliput, Tubenblech (für Nacken- und Stirnschirm) sowie Isolierband (für den Befestigungsriemen) aufgebaut. Das Exemplar aus Newstead wird von Jochen Garbsch ("Römische Paraderüstungen") noch ins 1. Jahrhundert datiert, zugegebenermaßen zwar an dessen Ende, im weiteren Verlauf dieses Bauberichts werde ich beim Infanterie-
Signifer aber noch belegen, dass dieser Helmtyp auch bereits am Beginn des 1. Jhdts. n. Chr. und somit wohl auch zum Zeitpunkt der von mir dargestellten Schlacht getragen wurde. Hier ein Bild des originalen Rückteils:
Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/Newstead_HelmetDass dieser Helmtyp von Kavallerie-
Signiferi getragen wurde, belegt der nachfolgend abgebildete Grabstein des
Sextus Valerius Genialis von der
Ala Thraecum (Thrakisches Reiterregiment), gefunden in
Corinium Dobunnorum (Cirencester, England). Das Kopf-Zaumzeug seines Pferdes zeigt zudem auch viele kleine
Phalerae (Zierscheiben), wie ich sie in meinem Diorama ebenfalls verwendet habe:
Quelle:
https://i.pinimg.com/564x/e3/28/1b/e3281b39e7154ddcd7a6e50b779921ad.jpgDas Kavallerie-
Signum mit Blattanhängern stammt vom nachfolgend abgebildeten Grabstein des
Quintus Carminius Ingenuus,
Signifer in der
Ala Prima Hispanorum (1. Spanisches Reiterregiment), Kastell
Biriciana (Weißenburg, Bayern), belegt im 2. Jhdt. n. Chr. Sicher hätte ich an dieser Stelle ein attraktiveres Kavallerie-Feldzeichen rekonstruieren können, ich wollte damals aber den Wiedererkennungseffekt zum Vorlagegemälde erhalten.
Quelle:
http://lupa.at/16778Der Liticen Vom
Liticen habe ich während seiner Bauphase leider kein einziges Photo geschossen, das ich Euch hier zeigen könnte. Die Herstellung erfolgte aber mit den gleichen Materialien und Bautechniken wie bei den voran gegangenen Figuren. Der Kopf mit Helm stammt wieder wie beim
Decurio (siehe oben 2. Update) von "Andrea Miniaturas", das Pferd wie oben beim
Signifer geschildert von "Italeri" Nr. 6437 ("German Horse drawn Convoy"). Einzig wirklich neues Element ist das Musikinstrument, der
Lituus, den ich hierfür selbst erstellt habe (ein kurzes Stück Kupferdraht, eine nach oben gebogene, oben offene Tröte aus Milliput, sauber verschliffen und ein paar Bänder aus Isolierband darum).
Vorbild für meine Rekonstruktion war der
Lituus, der im Rhein bei Düsseldorf gefunden worden sein soll:
Quelle:
https://i.pinimg.com/564x/cf/4b/58/cf4b584ea08968dbdb401791a4ff1edc.jpg Allerdings fand ich keinen epigrafischen Beleg dafür, dass der
Lituus tatsächlich von römischen Kavalleristen als akustisches Signalinstrument benutzt wurde. Scheinbar ist das bislang nur eine allgemein angenommene Hypothese.
Marcus Junkelmann schreibt dazu sinngemäß, dass von diesem etwa 70 - 75 cm langem Instrument mehrere Exemplare, darunter zwei vollständige, noch bespielbare, gefunden worden seien und dass der im Vergleich zu anderen von den Römern militärisch verwendeten Musikinstrumenten (
Tuba,
Cornu,
Bucina) eher kurze
Lituus sich aufgrund seiner Handlichkeit recht gut als Musikinstrument der Kavallerie eignen würde. Außerdem verweist er auf eine Stelle bei
Horaz, wonach "der
Lituus zur Kavallerie gehöre und gekrümmt sei, die
Tuba dagegen zum Fußvolk gehöre und gerade sei". (Marcus Junkelmann: "Die Reiter Roms, Teil II: Reitweise und militärischer Einsatz", Seite 141) .
Siehe hierzu auch eine Zeichnung des britischen Sachbuchautors, Illustrators und Experimantalarchäologen
Peter Connolly, die u. a. einen
Liticen im Mittelgrund des Bildes zeigt, im Vordergrund das von mir für den Kavallerie-
Signifer verwendete
Signum. Diese Figur des
Liticens mit seinem an der Hüfte und den kurzen Ärmeln gezackten Kettenhemd habe ich in Ausrüstung und Körperhaltung als Vorbild für meine Figur verwendet:
Quelle:
https://i.pinimg.com/originals/5f/ca/4d/5fca4d65c9acd4695a4e503428f8ce9f.jpg(seitenverkehrtes Foto in der Quelle von mir gedreht, optisch aufgehellt und hier ausschnittweise verwendet)
Die Zeichnung ziert den Einband von Peter Connolly's Buch "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Reiter". Thema eines weiteren, vorher gehenden Buchs ist "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Legionär" - beide Bände beschreiben den Weg des historisch belegten
Tiberius Claudius Maximus vom einfachen Legionär der
Legio VII Claudia Pia Fidelis zum
Quaestor Equitum (Zahlmeister der Kavallerie),
Singularis (Gardereiter) seines Legionskommandeurs,
Vexillarius Equitum (Fahnenträger der Kavallerie),
Explorator (Aufklärungsreiter) und letztlich zum hoch dekorierten
Decurio (Führer einer Schwadron) in der
Ala Secunda Pannoniorum (= 2.
Pannonisches Reiterregiment) - als den Mann, der den
dakischen König
Decebalus fing. Beide Bände erschienen im Tessloff Verlag und sind m. E. - wie alle Publikationen von Peter Connolly - jedem, der sich für diese Thematik interessiert, zu empfehlen.
Signifer und Liticen im DioramaWird fortgesetztLG - Uwe